Überprüfung der Vorkommen in Ostbayern und Maßnahmen zur Erhaltung und Förderung
Das in den Jahren 2020 bis 2021 durchgeführte Projekt wurde im Januar 2022 mit dem Projektbericht an das bayer. Landesamt für Umwelt LfU abgeschlossen. Aus der Überprüfung bestehender Fundorte der bayer. ASK, die in den Jahren 2020 bis 2021 durch umfangreiche Geländearbeiten durchgeführt wurde, wurden Maßnahmen auf der Ebene der einzelnen Untersuchungsflächen und zusammenhängender Vorkommensbereiche vorgeschlagen, um die verbliebenen Bestände dieser hochgradig gefährdeten Moor-Tagfaltern zu erhalten und zu fördern.
Alle Fundpunkte vom Hochmoor-Perlmuttfalter und Hochmoor-Gelbling, die jünger als 1995 waren, wurden im Jahr 2020 mindestens einmal begangen (zusammen 63 Fundpunkte). Zusätzlich wurden 12 Fundpunkte kontrolliert, die vor 1995 erfasst wurden, da diese im räumlichen Bezug zu anderen, jüngeren Fundpunkten stehen. Davon gelang bei 7 Flächen noch ein Nachweis einer der bei-den Moor-Tagfalter. Vom Hochmoor-Gelbling gelangen 28 Nachweise in beiden Jahren (bei 23 bestätigten Altfunden, und 15 nicht bestätigten Altfunden) und vom Hochmoor-Perlmuttfalter insgesamt 15 Nachweise (bei 14 bestätigten Altfunden und 31 nicht bestätigten Altfunden).
Die beiden Moor-Tagfalter Hochmoor-Gelbling und Hochmoor-Perlmuttfalter sind sowohl auf das Vorhandensein der Eiablagepflanze in Moorkernen (Rausch- und Moosbeere) als auch an ein ausreichendes Nektarangebot gebunden, welches sich oft in (extensiv) genutzten Flächen in direkter Umgebung zum Eiablagehabitat befindet. Auffällig war die große Zahl aufgelassener Streuwiesen, etwa im Bereich St. Oswald-Riedelhütte oder im Finsterauer Filz. In den nicht mehr (ausreichend) genutzten Streuwiesen bildet die Zittergas-Segge dichte Dominanzbestände und führt zum vollständigen Verlust des Nektarangebots. Weitere Wiesen in der Umgebung sind oftmals intensiv genutzt und bieten nicht die notwendige Habitatqualität. Der Mangel an Nektarpflanzen für die erwachsenen Falter kann ein wichtiger Grund dafür sein, dass auch auf Flächen, die ein reiches Vorkommen der Eiablagepflanzen aufwiesen, keine oder nur sehr wenige Nachweise erbracht werden konnten. Eine weitere Beeinträchtigung ist die Isolation der Moorbereiche. Ein Anschluss von im Wald liegenden Mooren zu blütenreichen Offenlandbereichen fehlt beispielsweise im Bereich Zwiesel in der Bärenlochaue und den Neuwiesen. Weiter spielt die Entwässerung der Moore und damit einhergehender Verlust der Eiablage-Pflanzen eine Rolle.
Wie mehrere Beispiele (NSG Kiesau; NSG Finsterauer Filz) zeigen, benötigen die untersuchten Vorkommen eine wirksame Betreuung der Moore, um Entwässerungen zu beenden und eine Wiederherstellung eines naturnahen Wasserhaushalts zu fördern. Eine systematische Nachsorge bzw. Pflege früherer Renaturierungsmaßnahmen, die jedoch mittlerweile funktionslos geworden sind, stellt einen wichtigen Beitrag zur Erhaltung oder Verbesserung des Wasserhaushalts von Mooren dar. Im Umfeld von geeigneten Raupen-Habitaten, die zur Flugzeit der Falter aus diversen Gründen blütenarm sind, sollte versucht werden, eine extensive Feucht- und Nasswiesen-Nutzung oder eine gezielten Nasswiesenpflege zu fördern, um Nahrungspflanzen für die erwachsenen Falter zu fördern.
Zudem wurde der Einfluss des Klimawandels auf die Wiederfundrate der Vorkommen beider Moorfalter mit Hilfe von mehreren unterschiedlichen Statistik-Verfahren analysiert: Beim Hochmoor-Perlmuttfalter ergab sich ein signifikanter Trend der Wiederfundrate, wobei mit zunehmender Höhenlage die Anzahl Verluste (Ausfall von Vorkommen) im Verhältnis zu den Wiederfunden zunehmend geringer wird. Beim Hochmoor-Gelbling konnte ein solcher Zusammenhang, der auf einen negativen Einfluss des Klimawandels auf die Bestände hindeutet, jedoch nicht gefunden werden.